Bauberichte

05.03.2021     Maule M-7-420 von Hepf (GB-Models) - Bericht von Ralf Heuser

Eine Piper fliegt immer und ist als Schlepper nicht wegzudenken. Leider sieht man sie aber an "jeder Ecke" in groß, in klein und meist in gelb. Auf den Wettbewerben sind Pipers neben den, in den letzten Jahren aufgekommenden, Wilgas im Übermaß vorhanden. Das langweilt schon sehr. Daher war ich auf der Suche nach einem Schleppmodell, das es nicht so oft gibt und durch seine etwas "andere Piperform" auffällt. Es sollte aber mindestens so gut fliegen und schleppen, wie eine Piper. Daher suchte ich aktiv im Netz nach der Maule, die ich als manntragendes Flugzeug kannte.

Nachdem ich vor einem kompletten "Holzbaukasten" immer etwas zurückschreckte (kann ich zwar - mag aber lieber fliegen als bauen), kam der Zufall mir zur Hilfe. In einem Verein in Essen, wo nur E-Flug erlaubt ist, hatten sie eine Maule von GB-Models als Schlepper im Einsatz. Die Organisation der Schlepps war schon innovativ, nicht der Schlepp-Pilot musste mehrer 14-Zeller anschaffen und laden, sondern die Segelpiloten. Die Maul hatte ein Schnellwechsel-Modul für die Akkus und jeder Seglerpilot, der geschleppt werden wollte, musste seine Akku-Packs selbst mitbringen.
Nun gut - sie wollten die Maule durch eine Wilga ersetzen und boten die leere Maul zum Kauf in RC-Network an.

Der Preis war sensationell, also "schlug ich gleich zu" und fuhr nach Essen. Angesehen, gekauft und eingeladen. Zu hause entpackte ich das gute Stück und stellte fest, dass ich zwar ein leeres, aber sehr gut gepflegtes Flugmodell erstanden hatte, das nur ein paar Gebrauchsspuren hatte.

Außerdem hatten die Jungs in Essen das sehr leicht gebaute Flugzeug "gepimmt". Vom Spant der Schleppkupplung bis vorne an den Motorträger waren zwei Kohlerohre eingeharzt, die die Kraft des Motors direkt zur Kupplung übertrugen und die Zelle entlasteten. Man sagte mir, dass die Maule bis 24 kg Segler gezogen hätte (vorne war wahrscheinlich ein "Waschmaschinen-Motor" verbaut).

Die Spannweite beträgt 2800mm, Höhen- und Seitenleitwerk sind abnehmbar, und so ist das Modell ganz gut zu transportieren. Soweit war es perfekt.

Jetzt benötigte ich jede Menge Teile. Einen Motor - ich wollte sie nicht elektrisch belassen, da bei uns die Segler keine Akkus mitbringen ;-)). Also ein Verbrenner - aber welchen? Ich fragte meine Vereinskollegen in Euskirchen und in Hürtgenwald und es war wie immer: 10 Modellflieger = 15 Meinungen. Ich hätte einen Viertakter sehr schön gefunden, allerdings waren die alle sehr schwer. Die Bruckmann-Maule ist sehr filegran und ich wollte jetzt auch nicht 700 Gramm Blei in den Schwanz packen. Kurz und gut: ich entschied mich für den RCGF Twin 70ccm Boxer von KPO. Ich hab schon einen in der 30ccm Version (in einer gelben Piper ;-)), der wirklich gut läuft. Daher diese Entscheidung.

Weiter besorgte ich
• neun Servos (Hitec HS-645MG) / 2x Quer, 2x Höhe, 1x Seite, 2x Klappen, 1x Kupplung, 1x Gas
• einen 750ccm Tank
• eine Jeti Doppelstromversorgung (MAX BEC 2)
• einen Zündschalter (Killswitch) von Pichler

Als erstes stand das Einbauen der Servos auf der Liste, was sich dank der Standardgrößen und Vorbereitungen von GB-Models sehr zügig gestaltete. Die meiste Zeit ging bei Löten der Kabelstränge drauf. Für die Höhenleitwerke baute ich die JR-Buchsen fest im Rumpf beidseitig ein. Die Stecker der Höhenleitwerksteile bleiben locker. Danach passte ich den Motor an.

Der schöne, brandneue RCGF Twin 70ccm von KPO Flugmodellbau Oliver Paul

Zunächst befestigte ich den Motor provisorisch mit vier langen Schrauben, um die Länge für die Haube heraus zu finden. Der Holz-Motorträger ist mit Glasfaser-Matte komplett verstärkt, zumal hier die Kohlerohre enden.

Motorsturz und Seitenzug sind bei der Maul übrigends schon "eingebaut". Der Holz-Träger hat schon die richtigen Winkel, so dass man nur noch darauf achten muss, die vier Löcher NICHT genau in der Mitte, sondern nach links (Flugrichung) versetzt zu bohren. Nach der Anpassung kam dann eine Profi-Fräse des Betriebes, wo mein Schleppmann Ralf Kreutz arbeitet, zum Einsatz und das perfekte, 110g "schwere" Teil aus Alu verband dann den Motor dauerhaft mit dem Flieger.

Das Fertige sieht dann so aus.

Mit dem Auspuff hatte ich dann doch noch etwas Ärger. Der lange "Zwei-rein-einer-raus"-Topf von PEFA, den ich mit dem Motor bestellt hatte, passte nicht in den Rumpf - er hätte schon gepasst, aber dann hätte ich sehr viel Struktur des Rumpfes wegnehmen müssen. Aus Stabilitätsgründen bin ich den Weg mit einem anderen Topf gegangen und habe bei KPO den großen, langen Topf in einen kleineren Quertopf, auch PEFA, getauscht. Laut Test ist dieser 1 dB lauter, ich hoffe aber ohnehin mit Haubendämpfung und Kohle-Propeller (3-Blatt Super-Silence von Engel) die Lautstärke reduzieren zu können.
Das Meiste war jetzt geschaft. Es blieben das

• Verlegen der Tankschläuche, Einbau des Tankes im Schwerpunkt
• Einbau der Zündung, der Doppelstromversorgung und des Empfängers
• sauberes Verlegen aller Kabel und Schläuche
• Anpassen und Einbau der Schubstange für den Vergaser

Schließlich habe ich noch einen schönen Tankdeckel, den mir ein Kollege aus Hürtgenwald "geschnitzt" hat, verbaut. In der Innenansicht sind die Kohlerohre gut zu erkennen, die die Kraft vom Motor an den Kupplungsspant leiten. Zu letzt habe ich dann noch gewogen und ausbalanciert. Der Schwerpunkt soll bei der Maule genau durch das Steckungsrohr gehen. Mit dem Akkupack (2x Empfänger, 1x Zündung - alle 2S 2300 mAH) in einer Box im Holz-Motorträger passt er genau. Trocken bringt es die Maul auf ca. 12 Kg, was bei der Flächentiefe und dem hohen Profil angenehme Langsamflug-Eigenschafften verspricht. Wir werden sehen...

Jetzt nur noch warten, bis Corona aufgibt, das Wetter schön ist und dann geht es auf den Platz zur "Maiden Flight". Ich schreibe dann hier, wie der Erstflug war und ob "Sie" gut schleppt.

Holm- und Rippenbruch, Euer Ralf



29.05.2021     Erster Motorlauf und Jungfernflug

Nach mittlerweile siebzehn (17!) Monaten ist es soweit. Das Wetter ist, bis auf etwas Wind, sehr schön. Trocken und sonnig. Nachdem ich gefühlte vier mal kontrolliert habe, ob ich alle Schrauben, Werkzeug etc. eingepackt habe, geht es zu unserem Platz nach Euskirchen. Corona-bedingt sind wenige Kollegen da, was wundert, da das Wetter schön ist und die Inzidenz in Euskirchen eigentlich wieder zwanzig Personen (mit Abstand) erlaubt.

Also wird ausgepackt und zusammen geschraubt, was zusammen wachsen soll.
Die Aufrüstzeit mit kleinem Akkuschrauber ist ca. 10 Minuten und nach Anleinen und Volltanken bin ich gespannt, ob der nagelneue Motor was sagt. - Erst mal nicht. Die Tankleitung bleibt leer, wahrscheinlich weil die Membran des Vergasers noch trocken ist und nicht saugt. Also wird am Vergaserschlauch mittels Pumpe nachgeholfen. Jetzt muckt er zwar, geht aber direkt wieder aus. Gut wenn man Kollegen und Freunde hat, die wissen wie man "M O T O R" buchstabiert. Willi dreht in seiner ruhigen Art ein bisschen an den beiden Schrauben des Vergasers und der nächste Schlag auf den Propeller erweckt das Baby, worauf es ganz zufrieden schnurrt.
Schon nach zehn Minuten Laufzeit mit wechselnder Drehzahl wird der Motor sehr lebhaft. Auch die Höchstdrehzahl steigt von anfänglich 5000 Umdrehungen immer weiter an. Das Laufverhalten wird immer schöner. So ist der Leerlauf sehr sicher und niedrig, und der Übergang schön fließend. Beim ruckartigen Gasgeben spring er förmlich auf Vollgas
Ich hatte mich ja schon vor der Anschaffung des RCGF 70 Twin im Internet umgesehen, welche Erfahrungen andere mit dem Motor gemacht hatten und traf nur auf gute bis sehr gute Bewertungen, belegt durch Filmchen.
Nach ca. 500 ccm Sprit und mehreren Anlass-Prozeduren, bei denen der Motor nun direkt "da" ist, kommt die Überlegung: Cowling drauf und fliegen, oder genug für heute? Für die Kollegen war der Fall natürlich klar ;-) Und so wurde mir gut zu geredet. Also Sprung in kalte Wasser - und der Wind ist keine Ausrede.
Propeller ab, Motorhaube drauf und Propeller wieder (gut festgezogen) angeschraubt.

Mit gehörig wackeligen Knien ging es dann zur Sache. Beim Rollen stellte ich erst mal fest, dass die Federn, die das Spornrad mitnehmen, zu schlapp sind. Wenn der Wind seitlich auf dem Seitenleitwerk steht, ist es nichts mit dem Lenken. Jedoch für das Rollen mit und gegen den Wind reicht es.
An der Startposition angekommen, noch mal einen kompletten Rudercheck und den Motor die Muskeln spielen lassen. Jetzt gibt es keine Ausrede mehr. Also erst ein bisschen Gas und dann "volle Pulle". Die Maule beschleunigt und ist tatsächlich nach ca 35 Metern frei. Völlig unaufgeregt steigt sie in flachem Winkel ohne dass ich steuern muß. Auch die Ausschläge sind perfekt. Es gibz nichts zu korrigieren. Auf Höhe teste ich das Kurvenverhalten und mache schließlich einen Überzug-Test. Sie hebt die Nase bis auf 45 Grad, bleibt dabei fast stehen, um dann sanft die Nase einfach wieder runter zu nehmen. Nach ein paar Metern Fall geht sie von selbst wieder in den Horizontalflug.
Eigentlich bin ich ja nicht so "jeck" auf größe Marken, aber ich muss zugeben, dass Gernot Bruckmann mit der Maule eine wirklich gut fliegende Konstruktion gelungen ist. Nach ein paar Runden und einem Vorbeiflug setze ich zur Landung an. Dabei habe ich die Klappen gar nicht gefahren, weil es doch ziemlich böig ist, und ich mit Klappen und Böen so meine negativen Erfahrungen sammeln konnte. Bei stetigem Wind oder Windstille ist das kein Problem, aber heute dann doch lieber ohne.
Der Flieger kommt etwas schneller rein, was aber an mir lag, weil ich sie in der Aufregung zu schnell anflog, aber schwebt dann schön über dem Platz auf und landet ganz von alleine.




Vielen Dank an alle, die mir geholfen haben - speziell aber an Willi, ohne den ich mit dem Motor noch länger hätte probieren müssen, bis die Spriteinstellung gepasst hat. Die nächste Hürde ist dann das Schleppen, wenn der Motor die ersten 1,5 Liter durch hat. Leistung wird er genügend haben, aber wie ist die Balace mit "Anhang"? Ich werde berichten.
Abschließend ist noch zu sagen, dass sowohl der Flieger als auch der gewählte Antrieb wirklich empfehlenswert sind. Man kann ja nie alles glauben, was man liest, aber in diesem Fall hat es gestimmt.

Holm- und Rippenbruch, Euer Ralf
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